Lektorat oder Korrektorat? Der Vergleich – und wie du entscheiden kannst

Lektorat und Korrektorat werden gerne mal synonym verwendet. Identisch sind die Vorgänge aber nicht. Das zeigt sich schon am Preis: klassisches Korrekturlesen ist günstiger. Wenn du unsicher bist, was du jetzt jeweils für dein Geld bekommst, was das generell kostet und was sich für dein Buch-Manuskript, deine Abschlussarbeit, dein Selfpublishing-Projekt wirklich lohnt: Hier bist du richtig. 

Inhaltsverzeichnis

Definition: Was ist ein Korrektorat und was genau ist ein Lektorat?

Im Korrektorat wird ein Text auf sprachlicher Ebene fit gemacht. Das Lektorat ist dann sozusagen die Extended Edition: Hier kommen zusätzlich Stilfragen und/oder der Inhalts-Check ins Spiel. „Stimmt das so?“ wird also um die Komponente „kann man das (wirklich) so sagen?“ ergänzt.  

Screenshot von Social-Media-Kommentar: "Wollt ihr hier jetzt über Rechtschreibung streiten?"

Das Thema Korrekturlesen vs. Lektorat und den Unterschied kannst du dir, ganz einfach gesagt, so vorstellen:

Wenn du in der Küche alle deine Pausenboxen irgendwie in einen Schrank stopfst und die Tür zumachst, ist auf den ersten Blick alles ordentlich. Kann man nichts sagen. Das ist das Korrektorat.

Das reicht dir aber nicht: Als Nächstes steigerst du dich richtig rein und ordnest auch im Schrank alles. Deckel zu Box, kleinere in größere Box und so weiter. Und dann fällt dir nichts mehr entgegen, wenn du das nächste Mal die Schranktür aufmachst. Das ist das Lektorat.  

Soweit meine Weisheiten zum Thema Pausenbox-Management. Spielen wir das Ganze mal an ein paar konkreten Textbeispielen durch.

Beispiel: Was beim Korrekturlesen passiert

Mit der „sprachlichen Ebene“ beim Korrektorat ist vieles gleichzeitig gemeint, unter anderem:

  • Stimmen Rechtschreibung und Grammatik?
  • Sind Abkürzungen und Schreibweisen einheitlich?
  • Sind Namen richtig geschrieben? (Wenn z. B. aus einer „Brigitta“ über mehrere Seiten „Birgitta“ wird, ist das ungünstig.)
  • Stehen alle Satzzeichen da, wo sie hingehören, …
  • … und zwar in der richtigen Form (Binde- vs. Gedankenstrich, einfache vs. doppelte Anführungszeichen etc.)?
  • Könnte man einen sehr langen Satz in zwei Sätze aufteilen?

Achtung: Ob der letzte Punkt noch zum Korrektorat gehört (ich finde: ja) oder schon ins stilistische Lektorat fällt, ist Auslegungssache. Ein Satz kann super lang und schlecht lesbar, aber trotzdem korrekt sein. Es geht jedenfalls, wie der Name sagt, um Korrekturen: die objektiv falsche Variante soll zur richtigen werden.

Zum Beispiel würde ich „S. 12-13“ zu „S. 12–13“ korrigieren. Und bei dem Ausschnitt im Screenshot den Apostroph einmal umdrehen, sodass aus „Bos‘ nost‘“ dann „Bos’ nost’“ wird:

Screenshot von einem Text, in dem bei dem polnischen Ausdruck "Bos' nost'" der Apostroph in die falsche Richtung gedreht ist

Beispiele: Das inhaltliche Lektorat

Kommen wir zur 2-in-1-Variante: dem Lektorat. Was heißt das jetzt konkret, „inhaltliche Korrektur“? Berechtigte Frage. Ein Lektorat kann ganz verschiedene Schwerpunkte haben:

  • Figuren und Zeitstränge in fiktionalen Texten: Wenn Charakter A beim Dialog im Café fünfmal „einen Schluck Espresso“ trinkt: wie riesig ist bitte dieser Espresso? Oder wie klein der Schluck?

  • Reihenfolge und Umfang, z. B. in Sachbüchern: Muss ein Begriff näher erklärt werden? Ist der Zusammenhang unklar? Wird zu weit ausgeholt? Ich habe mal in einem Text gelesen, man brauche die Nase zum Atmen und sie sei deshalb wichtig. Nichts für ungut, aber das war mir tatsächlich schon vorher klar.

  • Stilfragen: Klingt das alles noch zu hochgestochen? Oder (z. B. bei wissenschaftlichen Arbeiten) zu umgangssprachlich? Könnte man sehr ausschweifende Sätze straffen und so die Aussage schärfen?

  • Kontext: Manchmal erzeugen schon kleine Unterschiede in der Formulierung ein anderes Framing, erfahrungsgemäß oft nicht mal absichtlich. Aber umso wichtiger ist ein zweites Augenpaar, das solche eventuell problematischen Stellen bemerkt.

Schauen wir uns wieder ein paar fiktive Beispiele an. Beide Sätze wären auf reiner Satzebene nicht falsch und könnten unkommentiert durchs Korrektorat gehen. Auch eine KI hätte nichts daran auszusetzen. Als Lektorin lasse ich solche Aussagen aber sicher nicht stehen:

  • „George Eliot ist für seinen Roman ‚Middlemarch‘ bekannt.
    Ihren Roman, nicht seinen. George Eliot war das Pseudonym der Schriftstellerin Mary Ann Evans. Könnte man je nach Kontext auch noch als Information ergänzen.

  • „In einer Nacht-und-Nebel-Aktion wurde die Konzertbühne abgebaut, bevor Einspruch erhoben werden konnte.“
    Bitte, bitte keine Nacht-und-Nebel-Formulierungen. Der Begriff geht zurück auf den Nacht-und-Nebel-Erlass von 1941, das ist definitiv keine Assoziation, die du in deinem Text haben willst. Es gibt hundert andere Möglichkeiten, auszudrücken, dass etwas klammheimlich/überraschend/von jetzt auf gleich passiert ist.

  • „Frauenprobleme wie länger anhaltende Krämpfe treten häufig auf.“  Frauenprobleme? Not on my watch. Das würde ich unbedingt zu „Menstruationsbeschwerden“ ändern. Weil es erstens inklusiver ist und zweitens dem Thema das nötige Gewicht verleiht. Endometriose fällt z.B. in diese Kategorie und ist kein ‚kleines Problemchen‘, sondern eine ernstzunehmende Krankheit.

Und nein, ich denke mir das nicht aus.

Diese Seite zum Thema Endometriose rankt bei Google tatsächlich für „frauenprobleme“: 

Screenshot von der Google-Suchanfrage "frauenprobleme"; das erste Ergebnis ist zum Thema Endometriose. In der Meta Description steht "Frauenprobleme".
Quelle: google.de (Screenshot vom 10.01.2025)

Nun gut. Das ist wiederum eine SEO-Sache – zurück zum Thema.

In einer Sache unterscheiden sich Lektorat und Korrektorat jedenfalls nicht: Es kann mehr oder weniger aufwendig werden. Was uns zum nächsten Punkt bringt: Was kostet denn der Spaß eigentlich?

Die Preise: Was kostet ein Korrektorat? Und was kostet ein Lektorat?

Die Preisspanne kann von einem zweistelligen Betrag bis hin zu mehreren hundert Euro reichen. Ja, das ist vage. Aber nein, recht viel genauer geht es leider nicht. Weder fürs Korrekturlesen noch fürs Lektorat. Es kommt immer darauf an,

  • um wie viel Text es geht,
  • wie groß der tatsächliche Aufwand ist und
  • ob der Preis pro Stunde, Normseite oder pauschal berechnet wird.

Zur Erklärung: Die Normseite besteht aus einer festgelegten Zeichenzahl, nämlich je nach Auslegung entweder 1.800 oder 1.500 Zeichen bzw. Tastenanschläge inkl. Leerzeichen. (Mehr dazu im Normseiten-Ratgeber.)

Mal angenommen, ein Text kommt schon supersauber an. Bis auf ein paar Tippfehler und kleine Verständnisfragen gibt es nichts mehr anzumerken. 10 Seiten oder mehr pro Stunde sind dann durchaus machbar. 

Oder aber das Gegenteil ist der Fall: Fast jede Zeile ist eine Baustelle und der Fortschritt liegt ungefähr auf dem Level „George Martin arbeitet an The Winds of Winter“. Wenn das jetzt judgy klingt: So ist es gar nicht gemeint. Manche können besser mit Worten umgehen als andere – na und? Ist ja nicht schlimm.

Was ich damit nur sagen will: Bitte nicht wundern, wenn du nach einem Textauszug gefragt wirst. Ohne so eine Leseprobe ist es unmöglich, den Aufwand realistisch einzuschätzen und ein entsprechend sinnvolles Angebot zu machen. 

Bezüglich Kosten fürs Lektorat oder Korrektorat will ich außerdem noch kurz ein Missverständnis aus dem Weg räumen: „Warum ist das so teuer? Für einmal Drüberlesen?“

Genau das ist der Punkt: Es ist nicht nur „einmal Drüberlesen“. (Erst recht nicht im Lektorat.) Genauso wenig wie eine Anwältin „einmal ins Gesetzbuch schaut“. Oder eine Physiotherapeutin „einmal draufdrückt“. Oder eine Grafikerin „einmal mit den Farben rumspielt“. In allen Fällen braucht es Hintergrundwissen, Erfahrung und Konzentration.

Korrektorat oder Lektorat: Was denn jetzt? 3 Fragen für die Entscheidung

So. Und wie legst du jetzt für deine konkrete Situation fest, ob Korrekturlesen ausreicht oder doch ein Lektorat sinnvoll wäre? Fang am besten mit den folgenden 3 Fragen an:

  1. Wie regelmäßig (und gern) schreibst du?

Is this your first rodeo? Falls du zum allerersten Mal einen längeren Text publizierst oder generell selten schreibst, würde ich zum Lektorat raten. Im besten Fall ist die Sache schnell und günstig erledigt, weil der Großteil eh passt. Im „schlimmsten“ Fall findest du auf die Art heraus, wo du beim nächsten Text besonders genau hinschauen kannst.

  1. Wie viel Zeit hattest du für den Text?

„Ah, noch 2 Stunden bis zur Deadline? Der Text wird der Hammer!“ Said no one ever. Wenn der Text schnell-schnell entstanden ist, muss der letzte Check umso gründlicher sein. Heißt also im Zweifelsfall: Lektorat statt Korrekturlesen. (Dabei spielt natürlich auch der Umfang eine Rolle. Ein Abstract braucht eher kein Lektorat.)

  1. Wie viel Zeit bleibt insgesamt?

Wenn du 50 Seiten Text ganz dringend bis übermorgen zurückbrauchst, wird ein Lektorat nicht drin sein. Dann muss das Korrekturlesen reichen. Wenn der Zeitdruck aber nicht allzu groß ist, ist es wieder ein ganz anderes Thema. Der zweite Fall ist ideal, weil es dabei genug Spielraum gibt, den Text zwischendurch mal ein paar Tage liegenzulassen. Was wirklich ein Gamechanger ist.    

Fazit: Warum du Texte Korrektur lesen (lassen) solltest. Immer.

Ist ein Lektorat wirklich ausnahmslos für jeden Text nötig? Ehrlicherweise: nein. Aber …

Am Korrektorat zu sparen, lohnt sich nicht.

Skills, Erfahrung, Spaß an der Sache: das kannst du beim Schreiben alles mitbringen und trotzdem Fehler machen. Wenn du zum Beispiel eine von-bis-Angabe tippst und Word dabei automatisch den Bindestrich statt Gedankenstrich verwendet. Oder wenn du im Schreibtunnel bist, schnell einen Satz umstellst und sich dabei ein Verb doppelt einschleicht.

Fehler passieren. Allen. Weil wir mal müde sind, am Spätnachmittag keine Konzentration mehr haben, das Kleinkind im Hintergrund Radau macht, Neurodivergenz im Spiel ist, alles zusammen oder aus einer Million anderer Gründe. Das ist normal.

Und eben genau der Grund, warum du
a) eine außenstehende Person deine Texte lesen lassen oder
b) nach 2–3 Wochen „Distanz“ selbst nochmal korrigieren solltest.

Oder beides. Ich kann dir versprechen, du wirst etwas finden.

Ok, jetzt wird lektoriert!

Brauchst du ein Lektorat für dein Sachbuch, deine Werbetexte, deine Memoiren? Hier entlang: 

Letzter Check, Light-Version:

Korrekturlesen reicht? Easy, kriegen wir hin. Hier erfährst du mehr dazu:

„Ich weiß doch auch nicht!“

Immer noch unschlüssig? Kann passieren. Erzähl mir einfach mal, worum es geht, dann überlegen wir gemeinsam weiter: 

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